2014/06/21

Nur mal so

Schaut ihr auch alle fleissig die Fussball-WM in diesen Tagen? Ich muss ja zugeben, dass ich die Massen-Public-Viewing Veranstaltungen eher furchtbar finde, und deshalb meide. Also meiden würde, wenn ich abends rausgehen könnte zur Zeit, haha! Heute Abend schaue ich zum Beispiel gemütlich mit Henri auf dem Sofa. Mein lieber Mann ist bei der Arbeit, und während das Baby verschnupft und unruhig auf meinem Arm schlummert, wandern meine Gedanken immer wieder zurück zum Sommer 2006, diesem Jahrhundertsommer, als die Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland stattfand. Ist das lange her! Damals lebte ich noch in Hamburg, mitten in der trubeligen Schanze, und hatte mich gerade von meinem Freund, dem leicht neurotischen Sänger einer Band getrennt. Die meisten WM -Spiele verfolgte ich mit meinen Freunden bei dem kleinen Portugiesen um die Ecke: dort stand einfach ein alter Holzfernseher auf drei Astrakisten und dazu gab es das gute portugiesische Sagres Bier.
Ich war also jung und ungebunden, und es war heiss, sehr heiss in Hamburg. Übrigens gibt es nichts schöneres als Sommer in Hamburg. Ausser Winter in Hamburg vielleicht. Jedenfalls wollte ich etwas erleben und mich irgendwie ablenken, und dass wir unsere Stammkneipen nach der Trennung quasi aufgeteilt hatten, um uns nicht dauernd sehen zu müssen, machte es auch nicht besser ("Ich nehm' die Mutter!" - "Na gut, aber dann nehme ICH den grünen Jäger!"). Mein Radius war also eingeschränkt, und so traf man mich, wenn ich nicht beim Portugiesen abhing, in diversen Lokalitäten, in  die ich vorher noch nie einen Fuss gesetzt hatte. So kam es, dass ich mir eine Reihe bizarrer Dates anlachte. 

Date 1: der Zwerg (politisch nicht korrekt, sorry)
fing auf einem Barhocker im Rosi's an, und wenn ich, bzw besser noch er, zwischendurch mal aufgestanden wäre, hätte der Abend vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Aber so tranken wir diverse Schnäpse miteinander und lallten uns gegenseitig ins Ohr wie witzig und attraktiv wir uns finden. Ich glaube, ich lobte ihn sogar für seine tollen, voluminösen Haare und dass er aussehe wie Terence Hill. Wir waren uns einig, dass man sich unbedingt bald wieder treffen müsse. Es wurde sich tatsächlich zu einem WM- Spiel am nächsten Tag verabredet und ich verschwand schwankend mit einem eleganten "schüss habbich gesacht" in die Nacht. Am nächsten Tag, nüchtern, musste ich leider feststellen, dass aus Terence Hill eher Danny de Vito geworden war, staturmässig jedenfalls, und witzig fand ich ihn auch nicht mehr, eher prollig und bereute es, auch noch Pumps angezogen zu haben, denn neben mir sah Danny de Vito aus wie mein Sohn. Oder mein Opa.

Date 2: das Paillettenshirt
fing ähnlich an, nur dass es am nächsten Tag schneller zuende ging: der junge Herr, der mir am Vorabend noch äusserst attraktiv erschienen war, tauchte zu der Verabredung in einem hautengen, bauchfreien Shirt auf, auf das mit Pailletten "Beautiful" gestickt war. Da hab ich dann direkt meinem Freund Ossi die verabredete Not-SMS geschickt: "Du hattest Recht, du hattest Recht. Und du kannst später herzlich lachen, aber bitte ruf mich jetzt erst mal an und täusche ein krankes Meerschweinchen oder etwas ähnlich dringendes vor. BITTE!"

Date 3: der Headbanger
war eigentlich ganz lustig, wir lernten uns beim Kickern in der Cobra-Bar kennen und trafen uns ein paar Mal. Auch die Tatsache, dass er für seine Auftritte mit seiner Metal-Band immer eine Perücke mit arschlangen, schwarzen Haaren auf seine kurzen, blonden Haare setzten musste, um besser headbangen zu können, hätte ich ja irgendwie witzig gefunden, wäre das von ihm nich toternst gemeint gewesen.


weitere seltsame Dates in ungeordneter Reihenfolge:
der Erbsenkopf
der Tigertanga
das Pony

Wie gesagt, es war heiss, und im Herbst 2006 hatten wir uns alle abgekühlt,meine Torschlusspanik war vorbei und das Leben ging wieder etwas beschaulicher weiter.

Zum Glück trat zwei Jahre später mein Mann in mein Leben!

Love, Blinki





1 Kommentar:

  1. Oh man, ich hab ja so gelacht... Wir waren grad auf dem Weg vom Wochenend-Bamberg-Wohnwagen-Hochzeits-Ausflug zurück nach Hause und kämpften auf der Autobahn mit müden Lidern gegen die Nachwirkungen der Partynacht - da kam dein Post ja sowas von gelegen. Was haben wir uns weggeschmissen, nachdem ich meinem Gatten deine lustigen Dating-Geschichten zum Besten gab. Natürlich haben wir uns dann auch an unserem 2006er-Sommer erinnert, den wir gemeinsam von Public-Viewing zu Public-Viewing durch Bonn ziehend verbrachten - hach, wie schön. So und nun möchte ich doch bitte noch mehr über das Pony erfahren, denn darunter kann ich mir gar nichts vorstellen. Und außerdem wüsste ich natürlich gern, in welcher Band dein Verflossener am Start war. ;)

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