2013/08/14

Immer schön langsam

Levi hat sein eigenes Tempo, und das ist auch gut so. Wir haben uns zum Glück nie von Aussagen wie "er müsste jetzt schon dieses oder jenes, aber AUF JEDEN FALL das hier können oder machen" beinflussen lassen, sondern einfach darauf vertraut, dass das schon irgendwie wird. Und es wurde. Wie mit dem Trinken aus dem Becher (Kinderarzt: "jetzt mit neun Monaten sollte er Wasser nur noch  aus dem Becher, nicht aus Babyflaschen oder Schnabeltassen oder ähnlichem trinken). Levi hat das aber überhaupt nicht eingesehen und sich strikt geweigert. Und nachdem er sich den Inhalt seines Bechers diverse Male hingebungsvoll über dem Kopf ausgeleert hat, hatten wir ein Einsehen und beschlossen, dass er gerne noch einige Zeit aus dem Trinklernbecher trinken kann wenn er mag. Zwingen und krampfhaft üben wollten wir das nicht. Wozu? Auf ein paar Monate kommt es da doch nicht an. Und siehe da, irgendwann nahm er den Becher fest in seine beiden kleinen Hände und trank, als hätte er nie ein anderes Gefäß dafür benutzt. Und so geht es uns mit fast allen Dingen. Irgendwann macht er es von alleine, wir bieten ihm Dinge immer mal wieder an, er weiß, dass es sie gibt, Äpfel zum Beispiel (da wird noch immer stumm der Kopf geschüttelt), und wenn er soweit ist, gibt er das Signal. Und so haben wir so gut wie nie Stress. Natürlich gibt es Dinge, wo es keine Diskussion gibt, beim Zähneputzen zum Beispiel, aber zum Glück macht ihm das Spass und er ist sehr ambitioniert bei der Sache.
Manche Signale übersehe ich natürlich geflissentlich. Zum Beispiel hat er mich schon einige Male deutlich wissen lassen, dass er so was von bereit für ein großes Stück Sahnetorte oder das Riesen-Klettergerüst auf dem Spielplatz wäre. Da schüttle ich dann einfach stumm den Kopf.
Beim alleine, im eigenen Zimmer, schlafen ist es genauso. Wie ich schon des öfteren erwähnt habe, ist Levi ein wirklich guter Schläfer. Wir praktizieren ja das co-sleeping im großen Familienbett, und das klappt ganz wunderbar. Der Kleine schläft (wenn er nicht gerade Zähne bekommt oder krank ist) um die zwölf Stunden durch. Und zwar richtig durch, ohne zu mucken. Bisher jedenfalls. In letzter Zeit ist uns aufgefallen, dass er immer genau dann einen unruhigeren Schlaf bekam und anfing sich zu wälzen, wenn wir zu ihm ins Bett gekommen sind. Und so langsam haben wir das Gefühl, dass er bereit ist alleine zu schlafen. Das kommt insofern gelegen, als im Dezember ja sein kleiner Bruder zur Welt kommt und dann auch mit ins (Beistell)Bett zieht. Und Levi soll ja nicht das Gefühl bekommen, dass wir ihn aus unserem Schlafzimmer rausschmeissen weil ein neues Baby einzieht, deshalb muss das umquartieren in den nächsten Wochen stattfinden. Also ist unser nächstes großes Projekt das alleine schlafen im eigenen Zimmer. Allerdings halte ich nichts von Schlaflernprogrammen und schon gar nichts vom schreien lassen, auch nicht für kurze Zeit. Und schlafen lernen muss Levi ja auch nicht, das kann er schon ganz prima. Er soll ja nur lernen, im eigenen Zimmer zu schlafen. Und er soll lernen, dass das nicht heisst, das er plötzlich nachts alleine ist. Er kann sich darauf verlassen, dass wir immer sofort zur Stelle sind, wenn er uns braucht.
Ich habe mir als Lektüre das Buch "Besucherritze" von Eva Solmaz zugelegt und bin begeistert. Meine Theorie, dass das schreien lassen traumatisch für Kinder sein kann, und sie nicht lernen zu schlafen, sondern dass die Mama einfach nicht kommt wenn sie rufen, wird hier durch diverse Studien eindrucksvoll belegt. Das Buch hat mich noch darin bestärkt, dass Levi den Übergang als so sanft wie möglich empfinden soll, und wenn überhaupt, als aufregenden Schritt zum "großer Junge" Dasein.
Die Autorin beschreibt, dass Kinder, wenn schreien gelassen, irgendwann aufhören zu weinen und einschlafen. Aber nicht weil sie gelernt haben alleine einzuschlafen und das ok finden, sondern einfach weil sie resignieren und aufgeben. Wie traurig ist das denn bitte? Wieviel Verlustängste und Bedürfnisse werden denn da ignoriert? Die Autorin schlägt das "bindungsorientierte Schlafenlernen" vor: sobald as Kind signalisiert, dass es einen braucht, kehrt man unverzüglich zu ihm zurück und gibt ihm alle Nähe, die es verlangt. Man nimmt es auf den Arm, singt noch etwas vor, was auch immer. Vielleicht ist das etwas langwieriger und anstrengender als andere Methoden (oft wird empfohlen, das Kind auf keinen Fall aus dem Bett zu nehmen), aber hier lernt das Kind: "ich kann mich auf meine Eltern verlassen und brauche keine Angst zu haben-wenn ich rufe, kommen sie." Studien besagen, dass Kinder, deren Mütter sofort reagieren, auf lange Sicht länger und besser schlafen. 
Ich bleibe ja bis heute neben Levi sitzen bis er eingeschlafen ist. Ich singe ihm ein paar Lieder vor, und meistens schlummert er noch währenddessen sanft und selig ein. Das werde ich auch in Zukunft so machen, und dann mal schauen was passiert. Vielleicht ist der Umzug in sein eigenes Zimmer für ihn einfach nur aufregend und schön. 
Ich glaube, er ist soweit. Und ich bin es auch.
Nächste Woche geht es los. Wünscht mir Glück!
Love, Blinki

3 Kommentare:

  1. Ich bin sehr gespannt wie das Umquatieren klappt. Das Buch besucherritze hatte ich auch vor längerer zeit bei Instergram empfohlen weil ich es auch für ein sehr gutes Buch halte welches auch noch lustig geschrieben ist.
    Liebe Grüße

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  2. Oh, bin gespannt, wie es klappt!
    Wir schlafen ja auch alle zusammen und ich will eigentlich warten, bis sie sagt, dass sie jetzt "ausziehen" will.
    Vielleicht bekommt sie zum 2. Geburtstag (im November) aber schon mal ein eigenes Bett, dann kann sie sich das ja einfach mal überlegen! :-)

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  3. Das wird schon klappen, da bin ich mir ganz sicher. Wie du schon schreibst: Levi hat sein eigenes Tempo und das ist auch gut so!

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