Seit vorgestern bin ich 36 und fühle mich damit ganz wunderbar. Zwar geht es mit großen Schritten Richtung Vierzig, aber ein bisschen ist das ja noch hin. Und Vierzig ist das neue Dreissig, oder? Ich habe auch schon auf die große Krise gewartet, das "Oh nein 36, ich werde alt, ich flipp aus!", aber bis jetzt: nix.
Das liegt vielleicht daran, dass die letzten Jahre mit die besten überhaupt waren. Nicht, dass die Zwanziger irgendwie schlecht waren, im Gegenteil, ich habe sie in vollen Zügen genossen. Ich hatte einen abwechslungsreichen und tollen Job als Modejournalistin und habe das auschweifende Hamburger Großstadtleben in vollen Zügen genossen, mit allem was dazu gehört.
Wilde Parties wurden gefeiert (Zitat meiner damaligen Chefin in der PR-Agentur: "Blinki, Du bist wie eine Tochter für mich, aber könntest Du eventuell mal nüchtern zur Arbeit kommen?"), ich habe mitten auf der trubelnden Schanze gewohnt und einen Rockstar gedated. Und einfach das Leben genossen.
Ohne Verpflichtungen, ohne an Morgen zu denken.
Ohne Verpflichtungen, ohne an Morgen zu denken.
Mit Anfang Dreissig war mir das auf einmal zu viel. Ich hatte mir immer eine Familie gewünscht und das unstete Leben mit den ständigen Reisen in die Modemetropolen war einfach nur noch ermüdend. Wie schafft man es, acht mal in Mailand zu sein, ohne einmal den Dom gesehen zu haben? So war meine Arbeit. Von den nervigen, großenteils jedem Klischee entsprechenden Modeleuten mal abgesehen. Also habe ich mich nochmal komplett verändert. Beruflich (von der Modetussi zur Grundschullehrerin-geht es noch drastischer?), bin zurück in die Provinz gezogen, habe einen tollen Mann geheiratet und ein Baby bekommen. Jetzt ist das Leben eher ruhig und beschaulich, und ich bin endlich zur Ruhe gekommen. Sogar mit Birkenstocks wurde ich schon erwischt, und obwohl ich zuerst dachte, dieses Zugeständnis an die Bequemlichkeit wäre der Untergang des Abendlandes, trage ich sie immer häufiger. Aber nicht ohne meinen Pumps zuzuraunen: "Mädels, Eure Zeit kommt wieder-versprochen!"
Ich bin endlich angekommen und fühle mich so wohl wie noch nie.
Manchmal träume ich noch von Hamburg, von Sonnenaufgängen am Elbstrand, von meinen Freunden und gemütlichen Nachmittagen im Wohlers Park. Von den Kieztouren, von Konzerten und dem samstäglichen Flohmarkt am Schlachthof. Aber nichts, wirklich nichts lässt mich daran zweifeln, wie gut und richtig diese Entscheidungen für mich waren.Und weil ich in meinen Zwanzigern nichts habe anbrennen lassen und mich wirklich völlig ausgetobt habe, habe ich jetzt keine Sekunde das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich geniesse es einfach, Zeit mit meinem Baby und meinem Mann zu verbringen. Und gute Freunde bleiben eh, egal wie viele Kilometer einen trennen.
Zur Feier meines Geburtstages hat mein Mann mich mit einem opulenten Geburtstagsfrühstück überrascht, während unser Sohn uns mit einem gesegneten Schlaf bis 9.30 Uhr beglückte. Herrlich! Nachmittgas hatten wir die Bude voll mit Eltern, Geschwistern und vielen Freunden. Sogar meine Freundin F. aus Berlin ist extra angereist. Und ich habe gebacken. Falls einer meiner Freunde aus Hamburg das liest: Ja, ge-back-en! Ich weiß, ich weiß! Und es wurde mir sogar glaubhaft versichert, dass es gut geschmeckt hat-verrückt!
Also, ob 36, 38 oder 40. Ich bleibe genau hier. Wie geht es Euch mit dem Älterwerden? Ich bin gespannt!
Liebe Blinki,
AntwortenLöschenich wünsche dir alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag!
Ich werde nächstes Jahr 36, bin also im gleichen alter wie Du, und ich kann nur bestätigen, was du über das Alter geschrieben hast, auch wenn es bei mir leider noch nicht mit dem Nachwuchs geklappt.
LG Feb
Liebe Feb,
Löschenich drücke kräftig die Daumen, dass es bei Euch auch schnell klappt.Auf jeden Fall lese ich weiterhin sehr gerne Deinen Blog!