2014/08/03

Häusle baue

Ihr Lieben,
wir sind im Renovierungschaos angekommen, das neue Haus ist eine riesige Baustelle. Oder, wie meine Freundin Biggi treffend bemerkte: "Man braucht ein wenig Phantasie, um sich das Endergebnis vorzustellen." Wie wahr! Es muss ungefähr alles gemacht werden: Fenster, Türen, Böden, Bad, Wände, Küche- alles! Das geht natürlich einher mit jeder Menge Entscheidungen die getroffen werden wollen, so haben mein Mann und ich kürzlich tasächlich geschlagene 40 Minuten über die perfekte Anbringungshöhe für das WC diskutiert!  Und dann sind da noch die Handwerker. Was man da alles erlebt! Heute war zum Beispiel ein Tischler da, der sich die alte Holztreppe und den Dielenboden mal anschauen sollte. Bei allen Gestaltungsideen meinerseits machte er abfällige Kotzgeräusche und rollte die Augen (ich: "in der Küche stelle ich mir vor die Dielen weiss zu lackieren und die Wand in grau..."-er:( Finger im Hals) "bääääh" (würg)! Oder: ich "bei der Treppe fänd ich es ja ganz schick alles in weiss zu halten und den Handlauf anthrazit..."- er (grosse Augen): "Iiiiiiieh, bah". Das fand ich jetzt nicht so sympathisch! Immerhin hatte ich ihn nicht nach seiner Meinung zur Optik, sondern zu der Machbarkeit und den Kosten befragt. Denn wenn wir so anfangen, hätte ich ihn nach dem ersten Blick auf seine Dreiviertelhose sofort wieder nach Hause geschickt! Mal sehen, ob das was wird. Ein weiterer Tischler, er war vor ca 3 Wochen da, ist beim Sprechen fast eingeschlafen, und ich auch. Da hatte ich dann Sorge, dass er beim arbeiten ähnlich fix ist und wir haben von einem Auftrag abgesehen. Allerdings hat er es bis heute auch noch nicht geschafft den versprochenen Kostenvoranschlag zu schicken. 
Dann haben wir noch einen Badinstallateur, der praktischerweise gleich nebenan wohnt, und für uns die Heizung und eben das Bad erneuert. Er kommt immer mit praktischen, offenen Sandalen (mit Socken, is klar) bei uns vorbei, um noch "schnell mal etwas zu besprechen". Den finde ich aber super! Er sieht auf den ersten Blick nicht aus wie ein Design-Guru, aber seine Vorschläge haben unseren Geschmack auf Anhieb getroffen. Wer hätte das gedacht? ("Hier ist die Liste von Herrn H. Vermutlich gefällt uns nix, das sind bestimmt ganz furchtbare Sachen, obwohl sie so teuer sind." Kurz darauf: "Mist, hast du das gesehen? Da ist alles GENAU so wie wir uns das vorgestellt haben!")
Man darf gespannt sein. Aber es macht natürlich auch ganz viel Spass, sich alles so zu gestalten wie man möchte. In diesem Haus werden unsere Kinder aufwachsen, es wird für sie hoffentlich ein kuscheliges Heim sein, in das sie auch später gerne von Zeit zu Zeit zu ihren leicht senilen Eltern zurück kommen werden. Hier wird Henri laufen lernen und Levi seinen ersten Milchzahn verlieren. Sie werden in unserer kleinen Sackgasse Fahrrad fahren lernen und an St. Martin mit ihren Laternen um die Häuser ziehen. Sie werden in dem kleinen Wäldchen nebenan mit ihren Freunden Abenteuer erleben und im Park Fussball spielen. Sie bekommen eine Schaukel und einen Sandkasten und wir  werden im Sommer zusammen auf der Dachterrasse grillen und im Winter in der Küche (mit weissen Dielen!) Weihnachtsplätzchen backen.
Sie werden ihre Kindheit und Jugend hier verbringen, und ich werde alles geben, diese so idyllisch und sorgenfrei wie möglich zu gestalten. Es ist irgendwie verrückt, das wir genau hier, in einer Vorstadt in der Provinz sesshaft werden, wo mein Mann und ich doch schon an so vielen Orten gelebt und gearbeitet haben. Für unsere Kinder dagegen wird es erstmal alles sein, was sie kennen. Vielleicht ist das auch gut so, denn raus in die Welt werden sie früh genug gehen, und das sollen sie auch. Und bis dahin werden sie behütet in einer kleinen, bürgerlichen Siedlung aufwachsen, mit einem grossen Park, mit Ententeichen und einer Schule zu der man bequem, und ohne grössere Strassen zu überqueren, hinradeln kann.
Mir hat dieser Spruch immer gut gefallen:

"Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind, gib ihnen Flügel."

In diesem Sinne:

Love, Blinki


2 Kommentare:

  1. Ach, mal wieder ein Text, der mir Tränen in die Augen treibt... erst vor Lachen und dann vor Rührung. Hachz.
    Mit Handwerkern hab ich ja auch schon herzige Erfahrungen machen dürfen, aber dein Kotz-Tischler schießt eindeutig den Vogel ab. Kann man sich gar nicht vorstellen, dass Leute, die so dermaßen einen am Sträußchen haben, gut im Geschäft sind, oder? ;) Daumen ganz hoch für weiße Dielen!!!
    Alles Liebe
    Anne

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  2. Mit Handwerkern ist es wie mit der Deutschen Bahn... Da hat man immer was zu erzählen :-)
    Ich finde es auch superschlimm, wenn die eigenen Ideen als Spinnereien abgetan werden. Ich hoffe, ihr findet einen anderen Tischler oder der Kotz-Tischler kriegt sich wieder ein.
    Noch gute Nerven für den Umbau!
    Liebe Grüsse
    Chrissi

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